Das Post-VoBa-Gelände

Schlüsselprojekt zur Stärkung der Innenstadt

Das Post-VoBa-Gelände ist auf Grund seiner zentralen Lage für die zukünftige Entwicklung der Sindelfinger Innenstadt von größter Bedeutung. Auf dieses Gelände und seine Entwicklung werden in der Stadt große Hoffnungen gerichtet, die Vitalität der Innenstadt stärken oder sichern zu können. Dazu haben verschieden Akteure Positionen vorgelegt, die sich in einem Punkt einig sind: Die Frequenz in der Innenstadt muss erhöht werden, um ein weiteres Ausbluten des Einzelhandels zu verhindern und den urbanen Charakter der Innenstadt zu entwickeln.

Über städtebauliche, freiraumplanerische, architektonische, gestalterische und strukturelle Maßnahmen soll das Areal:

Als Zentrum der Entwicklung neue Frequenz in die Innenstadt bringen

Zusammen mit den beiden westlich und östlich angelagerten ebenfalls zur Überplanung anschließenden Flächen schließt das Post-VoBa-Gelände die Mercedesstraße am nördlichen Ende ab. Diese wiederum soll und muss im Straßenraum einem Relaunch unterzogen werden mit dem Ziel, mehr Raum für Fußgänger und Radfahrer*innen zu gewinnen und die Aufenthaltsqualität signifikant zu steigern. Die Mercedesstraße ist sowohl von der S-Bahn als auch vom Busbahnhof kommend die zentrale in die Stadtmitte führende Achse.

Daran anknüpfend und dies aufgreifend fällt dem Post-VoBa-Gelände eine wichtige Rolle zu:

Die Stadt aktiv und kreativ an prominenter Stelle präsentieren

Viele Besucher*innen und auch Einwohner*innen Sindelfingens sind erstaunt darüber, wie wenig sich die technologischen Entwicklungen und Design-Qualitäten des Mercedes-Werks in der Stadt selbst widerspiegeln. Sichtbar und spürbar ist dies allenfalls in Bezug auf die Internationalität der Stadt und die überall sichtbaren Fahrzeuge mit dem Mercedes-Stern.

Die Neubebauung und -gestaltung auf dem Post-VoBa-Gelände bietet nun die Chance, um zu:

Zeigen was man in Sindelfingen technologisch und designmäßig draufhat

Das Post-VoBa-Gelände befindet sich in unmittelbarer Nachbarschaft zur mittelalterlichen Altstadt. Mit ihr verfügt die Stadt über ein bedeutsames, attraktives und identitätsstiftendes Ensemble. Die Verbindung der mittelalterlichen Altstadt zum historischen Stiftsbezirk mit der romanischen Martinskirche und darüber hinaus in die sehr wertig gestalteten nördlichen Grünzüge ist naheliegend.

Deshalb sollte das Post-VoBa-Gelände auch

Mittler sein zwischen Moderne und Geschichte, Bindeglied zu den historischen Stätten und Plätzen

Anforderungen an Bebauung und Nutzungen

Das Post-VoBa-Gelände wird gerne als Schlüssel- oder Leuchtturmprojekt bezeichnet. Bei aller Zurückhaltung mit derlei Begriffen ist doch schnell klar, dass auf dem Areal etwas Besonderes entstehen muss: Entweder ein besonderer städtebaulicher Akzent, oder ein ausfallend und attraktiv gestaltetes Element oder eine anziehende Atmosphäre, die sich überträgt auf Passant*innen und Nutzer*innen.

Als Zentrum der Entwicklung neue Frequenz in die Innenstadt bringen

Wird dieses Gebiet entwickelt, so muss es sowohl städtebaulich als auch in der Anmutung und Technik absolut an der Spitze dessen sein, was heute prägnantes Bauen in der Stadt bedeutet. Was hier entsteht, sollte sich messen lassen an internationaler Best-Practice-Architektur und den Stand der aktuellen städtebaulichen Debatte im Anspruch aufgreifen.

Am Post-VoBa-Gelände könnte man dies einlösen durch:

  • Vorbildlichen internationalen Standard
  • Neue Technologien und Materialien am Bauwerk
  • Beispielgebend bei nachhaltigem Bauen
  • Einbeziehung von Natur und Grün zur Verbesserung des Stadtklimas
  • Nutzungsvielfalt über alle Milieus der Stadtgesellschaft hinweg

Die Stadt aktiv und kreativ an prominenter Stelle präsentieren

Die entstehenden Gebäude und Freiräume müssen in der Lage sein, wie eine Botschaft die Information auszusenden, dass hier etwas Besonders ist und etwas Besonderes beginnt: Der Nucleus der neuen „Mitte“. Das Areal muss quirlig sein aber auch gleichermaßen zur Rast und zur Entspannung einladen.

Am Post-VoBa-Gelände könnte man dies einlösen durch:

  • Schaffung einer Torsituation
  • Platzierung wichtiger Informationsstrukturen
  • Vielfältigkeit als Prinzip
  • Interessante Angebote und Erlebnisse
  • Kultur- und Bürgerzentrum
  • Flächen und Räume der Ruhe und der Rast

Zeigen was man in Sindelfingen technologisch und designmäßig draufhat

Wer heute mit dem Bewusstsein durch Sindelfingen geht, dass dies die Stadt ist, in der das „Weltauto“ entwickelt, designt und gebaut wird, dass dies die Stadt ist mit der „Factory 56“, der reibt sich verwundert die Augen. Nichts in der Innenstadt lässt diese Bedeutung und Qualität aufscheinen – der Gleiskörper und die Hanns-Martin-Schleyer-Straße trennen zwei Welten.

Am Post-VoBa-Gelände könnte man diesen Widerspruch auflösen durch:

  • Ansiedlung einer Hochschule
  • Zusammenspiel mit Mercedes-Design
  • Smarte Leitsysteme und Lichtkunst
  • Betonung der Internationalität
  • Künstler, Galeristen, Designer und Kreative

Mittler sein zwischen Moderne und Geschichte, Bindeglied zu den historischen Stätten und Plätzen

Die für viele Neubürger*innen überraschenden „Schätze“ Sindelfingens, die mittelalterliche Altstadt und das Grün, das bis ans Zentrum reicht, sind eine Qualität, die das Post-VoBa-Gelände aufgreifen sollte – zum gegenseitigen Nutzen. Wer aus Neugierde in die Altstadt kommt, entdeckt die „neue Mitte“ – und umgekehrt. So wird die Geschichte der Stadt und ihrer Bewohner*innen manifest an qualitativen Marksteinen der Stadtentwicklung. Dies wiederum schafft bleibende Identität und Bindung.

Deshalb sollten auf dem Post-VoBa-Gelände verwirklicht werden:

  • Ansiedlung des i-Punkts als Ausgangspunkt für Stadtführungen
  • Aussichtsterrasse mit Blick über die Altstadt zur Martinskirche
  • Grünanbindung an Planie und Mercedesstraße
  • Kombination traditioneller und moderner Baustoffe bzw. Bauteile mit Vegetation
  • Aufgreifen von historischen Elementen wie Wasser und Färberei

Vorschläge für Umsetzung und Gestaltung

Die nachfolgenden Vorschläge sollen und können nicht einer tieferen Betrachtung vorgreifen. Auch können sich einzelne Vorschläge widersprechen oder in Konkurrenz zueinanderstehen. Für Planer*innen, Entscheider*innen, Investor*innen und Nutzer*innen stellt sich in diesem Fall die interessante Aufgabe der Abwägung.

  • Die entstehenden Gebäude sollten sich in Wertigkeit, Formensprache, Design sowie Nachhaltigkeit, Energieeffizienz und Ökobilanz in der Spitzengruppe des Stands heutiger Technik einordnen und punktuell oder tendenziell darüber hinausweisen.
  • Die Fassaden könnten verschiedene moderne Baustoffe und Formen zeigen und diese mit traditionellen, historischen Materialien und Mustern kombinieren.
  • Der Grundriss des Komplexes könnte über die „kleine“ Mercedesstraße einerseits und die Untere Torgasse andererseits auf die jeweils angrenzenden Grundstücke Bezug nehmen und diese möglicherweise integrieren, um eine mögliche Torsituation anzudeuten.
  • Terrassenstrukturen in kreativer Anordnung mit „schwebenden“ Grüninseln sowie die Begrünung von Fassaden und Dächern könnten für Stadtklima und Aufenthaltsqualität lebendige Beiträge liefern.
  • Plätze und Freiräume könnten mit Robotergeflechten interessant gestaltet werden und experimentelle Dimensionen annehmen.
  • Dem Gebäudekomplex könnte mit einem öffentlichen Bereich und einer gehobenen Gastronomie auf einer Dachterrasse die „Krone“ aufgesetzt werden. Von dort aus könnte die historische – besonnte oder beleuchtete – Altstadt mit Martinskirche betrachtet werden.
  • Die Freilegung der Schwippe und ihre Integration in einen kleinen Platz oder Park könnte eine interessante Variante sein, die sich auch an Familien und Kinder wendet.
  • Platzsituationen zur Mercedesstraße, zum Wettbachplatz, zur Gartenstraße im Bereich des Eingangs zum Sterncenter und im Innenbereich sind als Möglichkeit gegeben und könnten interessante Ergänzungen zum Bauwerk sein.
  • Ein - wechselndes - Spiel mit Farben und Licht im Freiraum und am und im Gebäude könnte als Markenzeichen für den Standort gelten: Vom Färben der Textilien zum Design der Autos!
  • Wenn die Schaffung eines Kultur- und Bürgerzentrums ins Auge gefasst werden soll: dann hier! Das Zentrum muss über eine Spielstätte in einer Größenordnung von 300 bis 400 Plätzen zuzüglich entsprechender Nebenräume verfügen, um über Qualität und Dichte der Veranstaltungen einen regelmäßigen und interessanten Impuls zu setzen.
  • Das Kultur- und Bürgerzentrum sollte sich mit seinem Foyer öffnen zu den Freiräumen und zu einer Gastronomie mit internationaler Vielfalt.
  • Der i-Punkt sollte kombiniert werden mit einem Mercedes-Shop und einer Boutique für Kunst und Design. Ihm sollte eine private Galerie angelagert sein. Vor dem i-Punkt wäre der Aufenthaltsbereich zum Verweilen einladend als öffentlicher Raum zu gestalten.
  • Im Erdgeschossbereich könnten fehlende Einzelhandelsgeschäfte angesiedelt werden - vor allem aus den Bereichen Design – in den Bereichen Mode, Schmuck, Papierwaren, Blumen, Wohnaccessoires, Haushaltswaren und Autozubehör. Hier wäre eine „kritische“ Masse zu kombinieren, damit ein entsprechender Marktauftritt eingelöst wird.

Wir-alle-sind-die-Stadt – Stand 13. März 2021
Autoren: Klaus Philippscheck + Herbert Rödling

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